Vibraphon
Schweiz
Journalist, Fotograf und Jazzmusiker (Metronome Quartett)

Beat Kennel erinnert sich:

Meine späte Einsicht betreffend Ueli Staub…

Für das Zürcher Amateur-Jazzfestival wollte uns das damalige Jury-Mitglied Ueli Staub (Metronome Quintett) bei der Vorentscheidung (1966 in Uster) nicht ans Festival lassen. Ueli Staub war ab Anfang der fünfziger Jahre einer der bekanntesten Modern-Jazzer (Cool-Jazz, Modern Jazz Quartet usw.) in der Stadt.
Unser Trio gefiel ihm nicht. Das sei dieser neue «Africana-Jazz». Er wurde aber überstimmt und wir kamen dann am Jazzfestival immerhin in die vorderen Ränge, was damals noch eine Bedeutung hatte.

Wenn auf einem Pavianhügel drei junge, unerfahrene Männchen von einem stärkeren, älteren Männchen gebissen werden, kann man sicher sein, dass die drei das nie vergessen werden...

Habe ich also aus reiner Rache oder unbewusst, Vibrafonist Ueli Staub nie ins reguläre Bazillus-Musikprogramm aufgenommen? Ja, ich glaube schon. Und er hatte mich auch nie gefragt, ob er spielen könne.

Und: war es wiederum eine Rache von Ueli, dass er mich in seinem Buch «Jazzstadt Zürich» ( im NZZ-Verlag 2003 erschienen) wissentlich vergessen hatte? Sein Pianist Martin Hugelshofer sagte mir anlässlich der Buchvernissage im Stadthaus: «Beat, könnt ihr beide nicht endlich aufhören mit dieser blödsinnigen Fede? Ich: «Ja, aber er hat angefangen... Pierre Favre mailte mir; «Beat, Du kannst stolz sein, dass Du nicht in diesem Buch erwähnt bist!». Auch Peter Rüedi hatte Ueli Staub vergessen. Der wiederum schrieb mir am 17.Juni 2003: «...Das Buch von Ueli Staub wird in der Attraktivität vom Zürcher Telefonbuch bei weitem übertroffen...».

Es ist noch nicht zu Ende! Als die Commercio Consulting AG den ersten, grossen Bazillusklub 1983 «unfriendly» übernommen hatte, wurde in der neuen «Commihalle» eine neue Jazzreihe eingeführt: „Jazz Con Pasta“. Vor der Bühne ein riesiges Selbst-Bedienungs-Buffet und dahinter platziert, die Musiker... Ja viele Freunde von Ueli waren wieder auf dieser ( ehemaligen Bazillus-) Bühne, wenn auch nur vor einer «all-you-can-eat"-Tafel.
Aus purer Rache kann ich jetzt wiederum in diesem Bazillus-Archiv diesen Text hier eintippen, obwohl Ueli sich nicht mehr revanchieren kann...

Jetzt ist es an der Zeit, diese Angelegenheit, wenn auch zu spät, in Ordnung zu bringen:
Fazit: Könnte ich mich ins Jahr 1980 zurückbeamen, dann hätte ich Ueli Staub mit seinen Lieblingsmusikern auf die Bazillus-Bühne einladen sollen! Ich hätte ihn bis 1987 jedes Jahr ins Programm nehmen sollen. Ein Metronom-Fest jedes Jahr! So gescheit war ich damals noch nicht.
Mea Culpa!