Nachdem der Bazillus-Keller nach 24 Jahren an mich als Mieter übergeben wurde, konnten wir mit der Planung des Klubs beginnen.

Die LVZ (Liegenschaftsverwaltung der Stadt Zürich) übergab den Umbau dem Amt für Hochbauten der Stadt Zürich. Die Planungsphase für den den neuen Bazillus begann im Mai 2003.

Die Kosten für den Umbau übernahm die LVZ und von den effektiven Endkosten wurde dann der zukünftige  Mietzins berechnet. Wir sind anfangs von zirka CHF 400'000.- Baukosten ausgegangen. Spielverderber war, wie meistens, das Amt «Umwelt und Gesundheitsschutz Zürich (UGZ)» (früher Gesundheits-Polizei genannt). 

Ab Frühling 2004 war auch wieder Dieter Schärer (Präsident vom «Förderverein BazillusKlub») dazu gestossen, denn jetzt ging es um die Gesamtkosten und schlussendlich um die monatliche Klubmiete, die der Verein übernehmen musste. Immer, wenn öffentliche Gelder für den Bazillus gesprochen wurden, musste aus rechtlichen Gründen ein Verein her. Dieter und seine Frau Jolanda organisierten von ihrem Home-Office an der Gallustrasse das ganze Vereinsgeschehen mit allem drum und dran, so wie es sich gehört. Dieter war aber gleichzeitig auch noch für alles technische im Klub zuständig, damit z.B. die Lüftung und die Fäkalpumpe richtig funktionierte. Zudem übernahm er auch alles Administrative, wie Barabrechnung, Buchhaltung usw.

Siehe auch Geschichten > Förderverein BazillusKlub

Im Umbau musste alles der Norm entsprechen und die geschätzten CHF 640'000  wurden dann um einiges höher budgetiert. Niemand konnte z.B. wissen, dass die Lüftungsanlage für ein Raucherlokal CHF 110'000 kosten wird. Ein paar Jahre später hatten wir z.B. beim Rauchverbot das Problem, dass die Konzertbesucher in den Pausen raus auf die Strasse gingen und so wichtige Einnahmen an der Bar fehlten.

Das Amt für Gesundheit hätte uns die Hälfte der Kosten zurückzahlen müssen! 

Wir beschweren uns nicht, denn seitens der LVZ war von Anfang an viel Goodwill da und ohne deren internen Entscheid, dieses Kellergeschoss professionell auszubauen und die Investitionskosten zu übernehmen, wäre der letzte Bazillusklub nie entstanden.

Dank den wiederkehrenden Beiträgen der Stadt Zürich, der Migros und der ZKB und den Mitgliederbeiträgen konnten wir wenigstens 1-2 x wöchentlich unsere «Ad Hoc-Konzerte» durchziehen.

Der Name des Clubs

Nach der Schliessung vom Bazillus Hirschen begann ich 1988 mit den «B-Flat » Clubs und Produktionen und dieses «Label» war nach 16 Jahren in der damaligen «Szene» ziemlich bekannt. Es gab aber auch einen Jazzklub «B-Flat» in Berlin und in Bern hatte jemand meinen Namen geklaut, worauf ich mich bei den Machern beschwerte. Die fanden den Namen einfach «cool» und dachten sich nichts weiter dabei. Sie änderten dann ihre Konzertreihe auf »Bee-Flat» und ab dann flog auf ihrer Webseite eine Biene mit einem Honig-Eimer von links nach rechts.

Zudem nahm die LVZ immer an, dass aus dem Bazillus-Workshop logischer Weise ein Bazillus-Klub wird. Die wussten ja nicht, dass im Keller über 5 Jahre illegale B-Flat-Sessions stattfanden.

Die Verantwortlichen der LVZ verlangten verständlicher Weise auch Sicherheiten. Vor allem von der Stadt. Kulturchef Jean-Pierre Hoby setzte sich umgehend für uns ein und garantierte die Unterstützung der Stadt. Das alles fand 2003 statt. Zudem musste auch wieder ein Verein her. Ich traf mich 2003 mit meinem alten Kumpan Dieter Schärer und er anerbot sich zum dritten mal, die ganze Vereinsarbeit zu übernehmen.

Da der neue Bazillus keine Konkurrenz zum Moods werden sollte, kreierte ich den Zusatz «Ad Hoc Live Club».

Erklärung Ad Hoc

Eröffnung des Bazillus ad hoc Live Club

Wir eröffneten den Klub am Freitag, 3. Dezember für unsere Club-Szene mit der Band «Nurotic Soul Pearls» und am zweiten Abend gab es noch eine inoffizielle Feier mit uns Initianten, dem Bazillus-Vereins-Vorstand, den Erbauern LVZ (Liegenschaften-Verwaltung), und dem Amt für Hochbauten, den Architekten und zukünftigen Gönnern und Vertretern der Stadt. 

Ich konnte zum Glück einen der bekanntesten Jazz-Beschreiber im deutschspachigen Raum, Peter Rüedi, dazu überreden, den Eröffnungs-Speech höchst persönlich am Rednerpult zu halten…

Der Bazillus buchte keine bestehenden Bands, sondern für jedes Konzert wurden verschiedene Musiker /innen ausgesucht, die wiederum aus dem Stegreif vor einem kleinen Publikum ihr Bestes gaben. Alle Konzerte wurden direkt ab dem Mischpult aufgenommen und ab einem gewissen Zeitpunkt von mir editiert oder remixed und gekürzt in den Bazillusplayer hochgeladen.

www.bazillusmusic.com

Das Konzept war quasi vom «B-Flat III» nahtlos und grössten Teils übernommen worden.

Eine Zeit lang hatte ich noch die Ad Hoc Gruppen zusammengestellt. Dann übernahmen im Laufe der Zeit immer mehr Musiker das Programm als «Residents» und stellten ihre Ad Hoc’s nach eigenem Gusto zusammen.

Den Anfang machte der Keyboarder Valentin Bächi (Repos). Valentin war auch für lange Zeit gleichzeitig unser erster Soundman. 

Der Jazz im neuen Bazillus

In den B-Flat-Orten kamen nur noch vereinzelt Jazzer zum Zug. Die Szene hatte sich geändert und die Generationen (das neue «Frischpublikum») eben auch.

Ab 2004 hatten wir also einmal wöchentlich Jazz im Bazillus. Aber auch hier war es eher Funky-Jazz, den man auch auf Vinyl in der ganzen Stadt in DJ- Clubs hören konnte. Es sollte auch keine Konkurrenz zum Moods sein und auch nicht zur Free-Szene, wie die «Werkstatt für improvisierte Musik – WIM», Fabrikjazz usw.

Bei Generationen verschwindet aber auch das alte, angestammte Publikum und so kam es, dass die zum Teil geforderten, hohen Gagen und zu wenig Publikum uns veranlasste «Jazz im Bazillus» aufzuheben.

Hie und da gab es doch noch jazzlastige Konzerte.

Siehe Events > ab 2004

Ab dieser Zeit war also das Konzept generell oder meistens «rhythmus-affin-basiert» auf repetitiven Beats, mit realen Drummern, aber auch vorproduzierte Beats, auch z.B. MPC, fusioniert mit gleichberechtigten Instrumentalisten. Bei Bläsern denkt man auch automatisch an klassische Sax-Solos…Unsere Residents waren solche, die nicht mehr mit Solos (mit anschliessendem Klatschen) agierten, sondern die  Instrumente wurden eher und mehrheitlich kompositorisch eingesetzt. Einfach «drauflos brötzen» oder «drauflos breckern» lag nicht mehr drin und wurde von den meisten Residents als egozentrisch betrachtet.

Hier in loser Folge einige der wichtigsten Steady Residents mit Breitenwirkung:

Fusion Lounge -

Tronic Repoblic

Flava Sauce

Dee Day Dub

3D Sound Lab 

Mash Dub

Der grosse Bär

Lauschangriff

Tomasi & Di Katz

Share the Stage

ProReTor

Nurotic Sound

Fonk Docterz

Vault

Monkey Lounge Act

Ethnotronical Junk-Funk

Märklin Ad Hoc

Stade

Catdogs & Millionaire

Freeform Arkestra

Aravena’s Arena

7 Projekte mit Jean-Paul Bourelly

 

Nicht zu vergessen waren natürlich auch alle Einzel-Ad Hoc’s, die musikalisch viel zu vermischten Zuständen führten.

Siehe Events > 2010–2013
Siehe Sammlungen > Flyers & Posters

Nik Bärtsch’s Ritual Groove Musik

Im September 2005 veranstaltete Nik Bärtsch erstmals seine erfolgreiche Montagsreihe «Montags: Ritual Groove Music», die ein wichtiger Bestandteil für unseren Klub war.  Die Band spielte jeden Montag bis August 2009  und zügelte anschliessend  in ihren eigenen Klub «Exil».

Nik war aber auch schon Anfangs der 90er im B-Flat I+II mit dabei: siehe => Lupe => People => Nik Bärtsch

Nik hatte über vier Jahre mit seiner Reihe 250 x eine solide Basis für seine künstlerische Unternehmung schaffen können. 

Er hatte mit seinem Montagritual unseren Club immens aufgewertet und auch ein völlig neues Publikum angesprochen.

Mittlerweile hatte sich das Betriebs-Konzept gefestigt:

Montag: Ritual Groove Music
Donnerstag: Electric Beatz und Residents
Freitag: Partyvermietungen und auch andere Residents
Samstag: ebenso

Die Freitag- und Samstag-Abende gehörten nicht zum regulären Bazillus ad hoc Programm.

Lärm-Probleme bei Party-Vermietungen

Um die hohe Monatsmiete zu bezahlen, waren wir also gezwungen, den Raum an Fr/Sa für Partys und Gastkonzerte zu vermieten. Leider hatte die LVZ nach unserer Eröffnung  im obersten Dachgeschoss nachträglich zwei Wohnungen eingebaut. Obwohl sich die beiden neuen Mieter vertraglich einverstanden erklärten, dass sich da im Keller ein Musik-Klub befindet, hatten sie trotzdem immer wieder die Polizei gerufen. Das war für uns auf die Länge eine ziemlich nervige Angelegenheit. Ich, mittlerweile 68 Jahre alt, hatte nicht mehr das nötige Nervenkostüm, um diese Angelegenheit irgendwie zu regeln. Es war sicher auch ein Grund, dass ich mich innerlich entschloss, aufzuhören. 

Die neuen, jungen Mieter vom heutigen Klub «Kauz» hatten da mehr Power im Ranzen. Es ging vors Mietgericht und die Betreiber gewannen zu ihren Gunsten und die Mieter mussten ihre Wohnung räumen.

Fazit

Trotzdem: der letzte Klub kam meinen Vorstellungen, was «Bazillus» sein soll sicher am nächsten. Ich bin sehr froh, haben wir die Ad Hoc-Konzerte aufgenommen und in den Bazillus-Music-Player reingeladen. Auch heute noch, erinnern sich die beteiligten Musiker gerne an diese Zeit.

Es fehlte uns einfach wieder einmal ein Betrag von zirka Fr. 800'000, um die Miete auf fast Null herunter zu bringen. Dann hätten wir easy nur mit Projekten und Workshops weiter machen können. Ohne Umsatzpartys, die nur Probleme bringen.

Zürich ist zu teuer für die Bazillus-Idee.

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