Ende achziger Jahre haben wir den Bazillus Workshop II besser ausgestattet. Das gesamte Bazillus-Hirschen-Equipment kam in den Keller an der Ausstellungsstrasse und dort im Hinterraum installierten wir auch das Tonstudio (24-Spur-Tascam-Mischpult), das wir schon im Hirschen hatten.
Zu dieser Zeit waren Reinhard Birri und ich mitten in der CD-Produktion «Expemporaneous» mit Eddie Harris u.a.
Hier sah ich zum ersten mal, wie ungefähr die Sample-Technik funktioniert. In dieser Produktion wurden auf Grund von vorgegebenen Basic-Beats verschiedene Musiker, nacheinander und einzeln ins Artag-Studio eingeladen.
Das neue Konzept:
Als ich das «B-Flat I» Ende 1989 schliessen musste, fing ich Im legalen Bazillus-Workshop unter dem Sub-Label «B-Flat» wieder mit Sessions an, mit dem Unterschied, dass ich den Musikern sagte, dass wir die Sessions ohne 1:1-Cover-Versionen probieren sollten, und wenn doch, dann mindestens aus dem Stegreif eine eigene Version zu spielen. Ab 93/94 begannen wir also, alle Sessions aufzunehmen. Die Musiker verstanden sofort, dass jetzt alles offen ist, und sie kamen aus allen Stilrichtungen in den Klub. Funk, Afro, Rock, Jazz, die ersten Rapper, Synthysound und Effects kamen ins Spiel.
Die Musiker fingen also an zu spielen, ohne zu wissen, was passieren wird. Drums, Bass, Keyboarders oder Gitarren versuchten «on the one» so zu musizieren, dass es von Anfang an irgendwie Sinn machte. Nachträglich editierten und mixten wir die Aufnahmen und machten «tunes» daraus. So entstand diese LP unter dem eigenen, damaligen Label «Bazillus-Records». Für kurze Zeit hatten Birri und ich an der Bremgartenstrasse ein Studio eingerichtet. Der Raum ist später an Birri's Tochter Tanja Birri weitergegeben worden.
In der Stadt gab es wieder einige Vinyl-Läden. Der angesagte Laden «Discover Art» von Hubi Horst war zum Beispiel eine wichtige Anlaufstelle und es entstand auch da mit Hubi ein reger Austausch. Vinyl war wieder im Aufwind! Also: drum machten wir eine LP und keine CD! Die beteiligten Musiker beschwerten sich zwar, weil sie Ihre Plattenspieler im Keller verstaut hatten. Heute sind wiederum CD's eher selten weil die Musik übers Internet angeboten wird. Vinyl ist mittlerweile wieder angesagt.
Die Scheibe ist einfach ein Zeit-Dokument, was anfangs neunziger im B-Flat II so passiert ist.
LP 1994 Bazillus-Records / © Bazillus Edition BZ 9402
